Kirgistan 97 - eine Reise wert
ein Reisebericht über Kirgistan
Bilder aus Kirgistan
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Unser Haupt-Camp

Unser Zelt von innen

Unsere Köchin Anja

Am Dienstag, den 23.September ist es soweit. Der AUA Airbus hebt um 14:15 Uhr mit halbstündiger Verspätung von Wien in Richtung Almaty ab. Nach knapp sechs Stunden Flugzeit landen wir um etwa 1 Uhr - wir schreiben bereits den 24.9. - in der Hauptstadt Kasachstans. Besser bekannt ist Almaty als Alma-Ata. Den neuen Namen erhielt die Stadt nach dem Zusammenfall der Sowjetunion, als die Republik Kasachstan selbständig wurde.
Nach der Paßkontrolle, die pro Person mindestens zwei Minuten dauert, werden wir bei der Gepäckskontrolle schon von zwei Herren erwartet. Durch ihre Unterstützung gibt es keine Probleme mit den Waffen und den sonstigen Erklärungen, die wir bereits im Flugzeug ausfüllen mußten. Ich habe den Eindruck, daß die Zollbeamten nicht den geringsten Schimmer haben, was wir auf den Formularen eingetragen haben. Wichtig ist, daß alles abgestempelt wird. Nach den Formalitäten im Flughafen haben wir Zeit, uns bekanntzumachen. Der etwa 45jährige Herr ist der Chef des Jagdunternehmens, wir werden ihn Beck nennen. Der Junge mit dem schütteren Haar stellt sich als Marupchan, unser Dolmetscher, vor.
Nachdem das Gepäck verstaut ist, geht es im Minibus los nach Karakol in Kirgistan. Vor uns liegen knapp 400km. Es dauert nicht lange und wir sehen, Europa ist doch nicht so weit weg. Es wird deutsches Bier (Holsten) verteilt. Nach etwa drei Stunden, davon bereits etwa eine Stunde auf Schotterstraßen, erreichen wir die Grenze zu Kirgistan. Meine Uhr mit eingebautem Höhenmesser zeigt an, daß wir bereits seit langem auf über 2000m unterwegs sind. Beck geht in die windschiefe Grenzhütte und kommt nach einer Minute wieder zurück. Ohne daß wir unsere Pässe zeigen müssen, passieren wir die Grenze. Auf kirgisischer Seite warten rechts und links der Straße gut 30 LKW’s. Marupchan erklärt uns, daß die kasachischen Grenzbeamten im Moment gerade keine kirgisischen Lastwagen durchlassen - vielleicht in ein paar Stunden oder am Abend.
Die Stimmung sinkt, da die Straße immer schlechter und staubiger wird. Nachdem Beck Pistazien verteilt, wird die Fahrt wieder erträglicher. 50 km vor Karakol erreichen wir den nächsten Kontrollposten. Jetzt sammelt Beck unsere Pässe ab. Auch hier gibt es kein Problem. Ich habe den Eindruck, Beck kennt hier jeder.
Wir fahren vorbei an abgeernteten Getreidefeldern, von denen die meisten teilweise brennen. Dabei werden angeblich Schädlinge, die sonst vielleicht die nächste Ernte gefährden würden, zerstört. Durch die verrauchte Luft sehen wir im Süden die mächtige Tien Shan Gebirgskette, die für die nächsten Tage unsere Heimat werden wird.
Um etwa ½ 10 Uhr erreichen wir Karakol. Im Hotel, das sicher schon bessere Zeiten gesehen hat, bekommen wir ein Frühstück. Nach einem kurzen Schläfchen essen wir zu Mittag. Nudelsuppe mit Rindfleisch, danach Reisfleisch. Abgesehen davon, daß das Fleisch etwas zäh ist, ist das Essen durchaus auch für verwöhnte Europäer genießbar. Währenddessen wurden noch drei Genehmigungen eingeholt, die wir für den Aufenthalt im Grenzgebiet zu China benötigen.
Danach wird unser Gepäck in einen Geländewagen verladen. Wir drei, Hans, Johann und ich, werden von Anatoli, einem blonden Russen, mit einem Lada Niva abgeholt. Marupchan, der Dolmetsch, fährt im Wagen mit dem Gepäck. Wir fahren von Karakol in Richtung Osten, wieder vorbei an Getreidefeldern und durch kleine Ortschaften. Nach etwa 40 km biegen wir in südlicher Richtung ab. Die Straße steigt nun stetig an. Ab etwa 2500m fahren wir wieder auf steinigem Untergrund. Immer höher kommen wir, 3000m, 3500m, bis wir den 3822m hohen Paß Uong-Aschuu erreichen. Den letzten Kilometer bis zum Paß fahren wir auf Schneematsch. Weiter geht es bergab und bergauf, vorbei an dem aufgelassenen Kombinat Inylchek, das einer Geisterstadt gleicht. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion konnte man sich den Zinn-Abbau nicht mehr leisten. Nur der Kontrollposten ist noch immer besetzt.
Nach etwa fünf Stunden Fahrt erreichen wir bereits bei Dunkelheit unser Camp. Wir werden von allen sehr freundlich begrüßt. Danach beziehen wir unsere Zelte. In meinem Zelt, das ich mit Johann teile, hat es eine Affenhitze, obwohl es draußen sicher nicht mehr als 3-4° C hat. Ich habe den Eindruck, der Eisenofen im Zelt glüht schon. Das Zelt besteht aus einer Holz-Konstruktion, darauf eine dicke Filzschicht. Als Außenhaut dient ein fester „Segelstoff". Man kann das Zelt durchaus als komfortabel bezeichnen, die zwei Stahlbetten mit Matratzen und Bettwäsche sowie das Licht, das durch einen Strom-Generator erzeugt wurde, waren nur noch die Draufgabe. Im eigenen „Speisezelt" wurde bereits das Abendessen für uns vorbereitet. Dabei werden uns Mischa, der Chef im Camp, Oklik, sein Stellvertreter, sowie Anja, unsere Köchin, vorgestellt. Nach einem anstrengenden Tag steigen wir um 23 Uhr in unsere Schlafsäcke. Nachdem das Feuer im Ofen ausgegangen ist, sinkt die Temperatur sofort ab. In meinem Schlafsack ist es trotzdem angenehm warm.
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