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Donnerstag, 25.9.
Kurz nach 6 Uhr wache ich auf, Johann heizt gerade den
Ofen ein, und nach fünf Minuten ist es bereits wieder
unangenehm warm und die Luft staubtrocken. Vor dem Zelt
erwartet uns ein tolles Panorama mit eisbedeckten
Bergriesen von über 4500m. Unser Camp selbst liegt auf
2850m. Nachdem die Sonne aufgegangen ist, ist es schnell
angenehm mild. Nach einem ausgiebigen Frühstück mit
Eierkuchen, Wurst, Honig, Tomaten, Gurken und natürlich
Vodka sowie Tschai (Tee) starten wir mit dem Niva zu
einer Erkundungsfahrt weiter in das Tal Richtung Osten.
Den ersten Tag in solcher Höhe sollte man sowieso zur
Akklimatisierung verwenden. Wir werden begleitet von
Anatoli, dem Fahrer und Oklik. Immer wieder bleiben wir
stehen, die zwei steigen aus und suchen die Hänge mit
ihren Ferngläsern nach Steinböcken ab. Nach etwa 20 km
endet die Straße. Steinböcke haben wir bis jetzt nicht
gesehen.
Zurück im Camp erwartet uns das Mittagessen und
anschließend haben wir die Möglichkeit, uns im
Waschhaus, das einer finnischen Sauna ähnelt, vom Staub
zu befreien.
Zum Abendessen bekommen wir Gefüllte Paprika, davor
natürlich den obligaten Vodka. Normalerweise ist so ein
Schluck Vodka durchaus sinnvoll zur Desinfektion, nicht
jedoch, wenn man sieht, wie appetitlich und sauber unsere
Köchin Anja alles angerichtet hat. Bei Tschai und viel
Obst sitzen wir noch bis 23 Uhr zusammen.
Freitag, 26.9.
Heute gehts für drei bis vier Tage weiter hinauf
in die Berge. Nach dem Frühstück fahren wir mit dem
Lada Niva voraus. Oklik und Mischa, der Chef, reiten mit
den Pferden einen kürzeren aber sehr steilen Weg. Wir
werden uns an dem Punkt treffen, wo für das Auto
Endstation ist.
Da es in der Nacht etwas geschneit hat und der Niva
komplett abgefahrene Hinterreifen hat, dauert es nicht
lange, bis Sacha und ich das erste Mal schieben müssen.
Lustig wird es, als der Weg immer steiler wird, und das
Heck immer wieder Richtung Abhang ausbricht. Wir drei
Ausländer bitten Anatoli, den Fahrer, stehenzubleiben.
Der grinst aber nur - ich glaube, er versteht uns...
Gott sei Dank erreichen wir bald einen Punkt, an dem auch
für Anatoli nichts mehr geht. Der Weg ist auf zwei
Drittel der Breite abgebrochen. Wir haben also noch
einmal Glück gehabt und dürfen aussteigen.
Es dauert nicht lange und schon sehen wir die Karawane
mit Oklik und Mischa am Bergrücken. Meine Schätzung,
daß sie jetzt noch mindestens eine Stunde bis zu uns
benötigen werden, liegt einigermaßen daneben. Nach
zwanzig Minuten werden die Pferde bereits mit den
Lebensmitteln, den Zelten und unserem Gepäck, das das
Auto bis hierher gebracht hat, beladen...
Wir schwingen uns in die Sättel, seit 20 Jahren sitze
ich wieder einmal auf einem Pferd. Ich habe aber nicht
das Gefühl, daß dies ein Problem darstellen kann. Nach
etwa zwei Stunden, teilweise sind recht steile Hänge zu
überwinden, erreichen wir das erste Lager in 3200m
Höhe. Ein aufgelassenes Militär-Lager, wie uns Mischa
zu verstehen gibt. Unser Dolmetscher Marupchan hat leider
im Camp bleiben müssen, da für ihn kein Pferd vorhanden
war. Die Verständigung klappt aber trotzdem recht gut.
Hans, der slowenisch spricht, kann aufgrund der
Ähnlichkeiten zum Russischen das meiste verstehen und
auch unsere Führer entwickeln hier Phantasie.
Nach dem Mittagessen, das Sacha uns zubereitet hat,
reitet Oklik in nordöstlicher Richtung, um dort nach
Steinböcken Ausschau zu halten. Wir fünf reiten in ein
Tal südlich vom Lager. Aus dem Tal wird schnell eine
Schlucht, der Ritt abenteuerlich. Ich bezweifle, daß
hier normale" Pferde auch noch gehen würden.
Als die Felsbrocken immer größer werden, gehen wir zu
Fuß weiter. Mischa ist weit voraus und sucht die steilen
Hänge nach Wild ab. Aber das einzige, was wir sehen,
sind einige Schädel von Steinböcken und frische
Wolfsspuren. Wölfe gehen gerne auf Jagd nach
Steinböcken, meistens werden jedoch die Böcke nicht
gerissen, sondern von den Wölfen auf den steilen Hängen
so in die Enge getrieben, daß sie abstürzen oder auch
selbst in den Tod springen.
Als wir bereits wieder zurück im Lager sind, taucht auf
einmal ein Motorrad auf. Die blaue Rauchwolke zeigt uns,
daß es aus der selben Richtung wie wir gekommen war. Der
Fahrer heißt Taalai, er wird uns bei der Jagd
unterstützen. Doch seine erste Aufgabe ist erst mal, den
Ofen in der Hütte abzudichten. Sascha hat Feuer gemacht
und jetzt raucht es in der Hütte mehr als durch den
Kamin.
Dann kommt auch Oklik wieder zurück, er hat Steinböcke
gesehen. Das bedeutet, daß wir morgen dorthin aufbrechen
werden.
Bevor es ganz dunkel wird, richten wir unsere
Schlafstellen. In der Hütte stehen sechs Stahlbetten,
zwei davon werden tagsüber als Bänke für den Eßtisch
verwendet. Statt Matratzen werden die Pferdedecken
aufgebreitet. Zum Abendessen bekommen wir Nudelsuppe mit
Kartoffeln und Fleisch. Dazu gibt es Tschai und Vodka. Um
21 Uhr liegen wir alle im Bett.
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