Kirgistan 97 - eine Reise wert
ein Reisebericht über Kirgistan
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Ausblick vom Camp

Oklik auf der Suche nach Steinböcken

Reiten im Gelände

Unser zweites Lager

Donnerstag, 25.9.
Kurz nach 6 Uhr wache ich auf, Johann heizt gerade den Ofen ein, und nach fünf Minuten ist es bereits wieder unangenehm warm und die Luft staubtrocken. Vor dem Zelt erwartet uns ein tolles Panorama mit eisbedeckten Bergriesen von über 4500m. Unser Camp selbst liegt auf 2850m. Nachdem die Sonne aufgegangen ist, ist es schnell angenehm mild. Nach einem ausgiebigen Frühstück mit Eierkuchen, Wurst, Honig, Tomaten, Gurken und natürlich Vodka sowie Tschai (Tee) starten wir mit dem Niva zu einer Erkundungsfahrt weiter in das Tal Richtung Osten. Den ersten Tag in solcher Höhe sollte man sowieso zur Akklimatisierung verwenden. Wir werden begleitet von Anatoli, dem Fahrer und Oklik. Immer wieder bleiben wir stehen, die zwei steigen aus und suchen die Hänge mit ihren Ferngläsern nach Steinböcken ab. Nach etwa 20 km endet die Straße. Steinböcke haben wir bis jetzt nicht gesehen.
Zurück im Camp erwartet uns das Mittagessen und anschließend haben wir die Möglichkeit, uns im Waschhaus, das einer finnischen Sauna ähnelt, vom Staub zu befreien.
Zum Abendessen bekommen wir Gefüllte Paprika, davor natürlich den obligaten Vodka. Normalerweise ist so ein Schluck Vodka durchaus sinnvoll zur Desinfektion, nicht jedoch, wenn man sieht, wie appetitlich und sauber unsere Köchin Anja alles angerichtet hat. Bei Tschai und viel Obst sitzen wir noch bis 23 Uhr zusammen.

Freitag, 26.9.
Heute geht’s für drei bis vier Tage weiter hinauf in die Berge. Nach dem Frühstück fahren wir mit dem Lada Niva voraus. Oklik und Mischa, der Chef, reiten mit den Pferden einen kürzeren aber sehr steilen Weg. Wir werden uns an dem Punkt treffen, wo für das Auto Endstation ist.
Da es in der Nacht etwas geschneit hat und der Niva komplett abgefahrene Hinterreifen hat, dauert es nicht lange, bis Sacha und ich das erste Mal schieben müssen. Lustig wird es, als der Weg immer steiler wird, und das Heck immer wieder Richtung Abhang ausbricht. Wir drei Ausländer bitten Anatoli, den Fahrer, stehenzubleiben. Der grinst aber nur - ich glaube, er versteht uns...
Gott sei Dank erreichen wir bald einen Punkt, an dem auch für Anatoli nichts mehr geht. Der Weg ist auf zwei Drittel der Breite abgebrochen. Wir haben also noch einmal Glück gehabt und dürfen aussteigen.
Es dauert nicht lange und schon sehen wir die Karawane mit Oklik und Mischa am Bergrücken. Meine Schätzung, daß sie jetzt noch mindestens eine Stunde bis zu uns benötigen werden, liegt einigermaßen daneben. Nach zwanzig Minuten werden die Pferde bereits mit den Lebensmitteln, den Zelten und unserem Gepäck, das das Auto bis hierher gebracht hat, beladen...
Wir schwingen uns in die Sättel, seit 20 Jahren sitze ich wieder einmal auf einem Pferd. Ich habe aber nicht das Gefühl, daß dies ein Problem darstellen kann. Nach etwa zwei Stunden, teilweise sind recht steile Hänge zu überwinden, erreichen wir das erste Lager in 3200m Höhe. Ein aufgelassenes Militär-Lager, wie uns Mischa zu verstehen gibt. Unser Dolmetscher Marupchan hat leider im Camp bleiben müssen, da für ihn kein Pferd vorhanden war. Die Verständigung klappt aber trotzdem recht gut. Hans, der slowenisch spricht, kann aufgrund der Ähnlichkeiten zum Russischen das meiste verstehen und auch unsere Führer entwickeln hier Phantasie.
Nach dem Mittagessen, das Sacha uns zubereitet hat, reitet Oklik in nordöstlicher Richtung, um dort nach Steinböcken Ausschau zu halten. Wir fünf reiten in ein Tal südlich vom Lager. Aus dem Tal wird schnell eine Schlucht, der Ritt abenteuerlich. Ich bezweifle, daß hier „normale" Pferde auch noch gehen würden. Als die Felsbrocken immer größer werden, gehen wir zu Fuß weiter. Mischa ist weit voraus und sucht die steilen Hänge nach Wild ab. Aber das einzige, was wir sehen, sind einige Schädel von Steinböcken und frische Wolfsspuren. Wölfe gehen gerne auf Jagd nach Steinböcken, meistens werden jedoch die Böcke nicht gerissen, sondern von den Wölfen auf den steilen Hängen so in die Enge getrieben, daß sie abstürzen oder auch selbst in den Tod springen.
Als wir bereits wieder zurück im Lager sind, taucht auf einmal ein Motorrad auf. Die blaue Rauchwolke zeigt uns, daß es aus der selben Richtung wie wir gekommen war. Der Fahrer heißt Taalai, er wird uns bei der Jagd unterstützen. Doch seine erste Aufgabe ist erst mal, den Ofen in der Hütte abzudichten. Sascha hat Feuer gemacht und jetzt raucht es in der Hütte mehr als durch den Kamin.
Dann kommt auch Oklik wieder zurück, er hat Steinböcke gesehen. Das bedeutet, daß wir morgen dorthin aufbrechen werden.
Bevor es ganz dunkel wird, richten wir unsere Schlafstellen. In der Hütte stehen sechs Stahlbetten, zwei davon werden tagsüber als Bänke für den Eßtisch verwendet. Statt Matratzen werden die Pferdedecken aufgebreitet. Zum Abendessen bekommen wir Nudelsuppe mit Kartoffeln und Fleisch. Dazu gibt es Tschai und Vodka. Um 21 Uhr liegen wir alle im Bett.
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