Kirgistan 97 - eine Reise wert
ein Reisebericht über Kirgistan
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Hans mit Trophäe

Taalai mit "Steinbock-Schulter"

Samstag, 27.9.
5 Uhr Tagwache. Wir packen unsere ganzen Sachen, da wir heute anderswo übernachten werden. Nach dem Frühstück werden die Pferde beladen. Um 7 Uhr brechen wir auf, nach einiger Zeit geht die Sonne auf. Der wenige Schnee, der in der Nacht gefallen ist, schmilzt sicher bis Mittag wieder dahin. Anfänglich reiten wir durch schönes, nicht zu steiles Gelände. Taalai, der ja nicht mit seinem alten russischen Motorrad auf die Jagd gehen kann, ist zu Fuß unterwegs. Gerade noch ist er da, einige Augenblicke später ist er verschwunden und taucht unvermittelt irgendwo am Horizont auf. Taalai bekommt von mir den Beinamen „Der Läufer".
Das Gelände wird schwieriger, wir reiten entlang an steilen Hängen, bergab gehen die Pferde in Serpentinen, jedesmal eine Drehung um fast 180 Grad. Ich denke, Mischa hat uns gestern auch in die Schlucht geführt, um uns zu prüfen. Ob wir Vertrauen zu den Pferden haben. Ich für meinen Teil fühle mich in diesen steilen Hängen auf meinem Pferd sicherer als wenn ich zu Fuß gehen müßte. Nach etwa zwei Stunden erreichen wir ein kleines Plateau, auf dem wir unsere Zelte für heute aufschlagen werden.
Oklik und Sascha befreien die Pferde von den Lasten. Nach einer kurzen Pause reiten wir noch etwa einen Kilometer steil bergauf Richtung Norden. Hinter der Kuppe liegt ein Kessel, in dem Oklik gestern Steinwild gesehen hat. Und tatsächlich, sie sind auch heute da. Oklik und Taalai haben etwa 20 Stück gezählt, davon etwa drei bis vier Steinböcke. Nun heißt es, keinen Fehler zu machen. Hans wird von Taalai zu einem Standplatz geführt, den wir nicht einsehen können. Mischa, Johann und ich haben an der Kuppe zum Kessel unsere Position bezogen. Mischa deutet uns, daß durch die Rinne, die unter uns liegt, die Tiere (hoffentlich) heraufkommen werden. Wir warten. Mischa gibt uns manchmal mit seinem senkrechten Zeigefinger vor dem Mund zu verstehen, daß die Tiere in der Nähe sind und wir leiser sprechen sollen.
Unvermutet fallen einige Schüsse, drei bis vier, würde ich sagen. Auch Stimmen sind zu hören. Jetzt wissen wir erst, warum die Jäger zwei Schrottflinten mithaben. Oklik, Sascha und auch Taalai versuchen, die Tiere in unsere Richtung zu treiben. Dann wieder zwei Schüsse, wobei ich den Eindruck habe, daß der zweite sich anders anhört. Wir sehen noch immer keine Tiere. Nach einiger Zeit hören wir entfernt Rufe der anderen Jäger. Daraufhin steht Mischa auf und wir wissen, daß die Jagd hier zu Ende ist. Ob Hans geschossen hat, wissen wir nicht. Nach etwa 20 Minuten kommt Sascha und er sagt, daß Hans einen Steinbock erlegt hat. Daraufhin sieht man Erleichterung bei Mischa, der schließlich dafür verantwortlich ist, daß die Jagd für alle Teilnehmer ein Erfolg wird - für die Jagdgäste, daß sie ihre Trophäen bekommen, und für sich und seine Männer, da sie nur bei Erfolg eine Prämie bekommen.
Nach einiger Zeit kommt Hans, man sieht ihm seine Freude an. Er hat seinen Steinbock. Wir gehen hinunter zu den Pferden und reiten das kurze Stück zum Lager. Leider, so erzählt uns Hans dann, ist der ganz kapitale Steinbock erst gekommen, als er schon geschossen hatte. Taalai habe ihm noch zugerufen, daß er warten solle, aber durch den Wind und die große Entfernung habe er ihn nicht verstanden. Sei’s drum, Hans ist trotzdem glücklich und zufrieden.
Zum Abendessen gibt es Schaschlik, natürlich mit Steinbock-Fleisch. Das Fleisch ist recht zäh und klebrig, da Taalai große Fettwürfel mitgekocht hat. Wir sehnen uns nach unserer Köchin Anja...
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